DAS HABE ICH IM NOVEMBER 2019 ERLEBT
Thanks Snowing
Ich wurde von meinem Mitbewohner für Thanksgiving zu seinen Großeltern eingeladen. Ich habe somit mein erstes
Thanksgiving erlebt. Natürlich möchte ich euch an diesem Erlebnis teilhaben lassen.
Da ich mir nicht sicher bin, ob ich seinen Namen erwähnen darf, nenne ich ihn kurzerhand Rex, das schreibt
sich auch schneller ;)
Thanksgiving war an einem Donnerstag und unser Plan war es, am Mittwochabend oder am Donnerstagmorgen zu starten.
Rex wollte unseren Starttermin vom Wetter abhängig machen. Es sollte am Mittwoch stark schneien und er hoffte,
das es am Donnerstag besser sein würde. Am Mittwoch war von Schnee aber nichts zu sehen.
Deshalb machten sich Rex, sein großer Bruder und ich am Mittwochabend auf den Weg zum
Zug.
Mit dem Zug wollten wir von Orem nach
Ogden fahren und dort würde uns der Vater von Rex abholen.
Nördlich von Salt Lake begann es zu schneien und die Gegend wurde zunehmend weiß.
Am Bahnhof holt uns der Vater von Rex ab. Es schneite jetzt durchgängig, aber es war nicht wirklich viel Schnee.
Der Vater von Rex sah das aber anders. Die Familie von Rex kommt ursprünglich aus Utah.
Seine Großeltern und die meisten seiner Tanten und Onkel wohnen auch noch da. Rex Eltern haben sich
aber entschlossen nach Nevada, in die Nähe von Las Vegas zu ziehen. Und der Grund für diesen Umzug
war nichts anderes als der Schnee, mit dem kommt der Vater von Rex überhaupt nicht klar.
Sein häufigster Satz an diesem Thanksgiving war deshalb auch: “Wegen solchem Wetter, bin ich nach Nevada gezogen”.
Wir kamen jedenfalls gut an und ich lernte die restliche Familie kennen.
Alle Familienmitglieder waren sehr nett, besonders Opa und Oma.
Zu meiner großen Freude teilte ich mir ein Zimmer mit einer alten Juke Box.
Thanksgiving
Am nächsten Tag stellten wir fest, das es fast die gesamte Nacht geschneit hatte.
Da noch sämtliche Onkel und Tanten kommen sollten, musste die Einfahrt geräumt werden.
Das wäre an sich kein so großes Problem gewesen, da wir genug Leute waren.
Allerdings hätte es auch nicht viel geholfen, wenn wir 100 Personen gewesen wären,
wenn nur eine Schneeschippe vorhanden ist. Nachdem wir 2 Stunden Schnee geschoben
hatten und uns zwischendurch vom Nachbarn noch eine zweite Schippe ergattert hatten,
war auch diese Aufgabe erledigt.
Der Ort meines Thanksgiving Morgensport
Die Großeltern wohnen nahe an den Bergen.
Jetzt konnte mit den Vorbereitungen für das Essen begonnen werden. Dazu mussten zuerst einige Möbel
umgestellt werden. Dabei stürzten sich Oma und Opa so sehr in die Arbeit, das sie wohl am liebsten das Sofa und den schweren Esstisch selbst zu zweit getragen hätten.
Nach und nach kamen die ganzen anderen Verwandten. Es waren insgesamt wohl so um die 30 Personen.
Das Highlight des Festes bildet ein großer Schinken und natürlich zwei Truthähne. Dazu gab es allerlei
Beilagen wie z. B.: Kartoffelbrei, Süßkartoffelbrei, verschiedene Salate, und diverse Speisen aus Kürbis.
Anschließend gab es noch viele verschiedene Kuchen und Eis.
Nach dem Essen war die Atmosphäre ziemlich ruhig. Ich hätte irgendwie erwartet, das es bei 30 Personen
wesentlich lauter und lustiger ist. Aber vielleicht sind deutsche Familienfeste auch lustiger,
weil es Alkohol gibt. Ich muss zugeben für mich war es ein bisschen ungewöhnlich,
das bei so einem Familienessen kein Mensch ein Bier oder ein Glas Wein trinkt. Keine Ahnung, was das
über meine Kultur oder Erziehung aussagt. Nach dem Essen zogen sich einige Familienmitglieder zurück,
um Football anzuschauen. Die von Rex Vater favorisierten Dallas Cowboys machten aber leider ein ziemlich
schlechtes Spiel.
Das größte Highlight im gesamten Spiel
war wahrscheinlich der Hut von Ellie Goulding.
Auch im Haus, war die Atmosphäre ziemlich schläfrig, einige dösten vor sich hin,
andere unterhielten sich leise. Nachdem ich eine weile,
Football geschaut hatte setzt ich mich ins Wohnzimmer.
Einer der Cousins von Rex lernt deutsch in der Schule.
Er wurde jetzt vor versammelter Mannschaft aufgefordert
sich mit mir auf Deutsch zu unterhalten. Leider war seine Aussprache nicht so deutlich,
so das ich ihn immer erst nach 3 Versuchen verstand. Dabei hörte und schaute die gesamte
Verwandtschaft gespannt zu. Der arme Junge tat mir echt Leid.
Die Familien Mitglieder begannen jetzt ein großes Familientreffen für nächsten Sommer zu planen. Allerdings
konnten sie sich nicht auf einen Termin oder Ort einigen. Im Spaß sagte ich zu Tante Sidney, die neben mir saß,
dass ich das alles für sie planen könnte. Das war leider nicht meine beste Idee. Tante Sidney
verkündete daraufhin laut, das ich sie alle zu mir nach Deutschland einladen würde und das
ich die Flüge bezahlen würde. Diese Verkündigung wurde mit lautem Jubel angenommen.
Natürlich konnte ich nicht klein beigeben und sagte, das sei alles gar kein Problem.
Wie ihr seht, habe ich ein kleines Problem. Allein die Reisekosten dürften sich auf ca. 30.000 € belaufen.
Falls ich in Vegas kein Glück habe, wäre ich für eure Spenden sehr, sehr dankbar ;)
Ich muss hier noch eine kleine Anekdote des Thanksgiving Tages erzählen.
Die Eltern von Rex beherbergen zurzeit einen 17-jährigen einen Austauschschüler aus Taiwan.
Eigentlich wollte er auch mit nach Utah zum Thanksgiving kommen. Allerdings hatte er sich in
letzter Minute dazu entschieden an einem Ringer Turnier teilzunehmen, was vom Freitag, nach Thanksgiving,
bis zum Samstag nach geht. Zu diesem Turnier sollte er am Freitag früh 7:00 Uhr aufbrechen.
Jetzt haben die Eltern von Rex aber im Laufe des Tages erfahren, das er bereits 5:00 Uhr abgeholt wird
und sie 7:00 Uhr schon am Ort des Wettkampfes sein muss. Natürlich musste diese Information an den
guten Taiwanesen weitergegeben werden.
Allerdings hatte dieser keinen Akku mehr oder das Handy ausgeschaltet.
Die Eltern riefen also alle Menschen an, die eventuell in der Nähe sein könnten und ihn
irgendwie erreichen könnten. Und während die Eltern langsam verzweifelt wurden, weil sie ihn nicht erreichen
konnten, fanden Oma und ich die Sache eigentlich ganz lustig. Und während wir unsere Witze machten,
riefen die Eltern abwechselnd halb Nevada an, um den Guten zu erreichen. Naja
am Ende hat er zurückgerufen und war ziemlich erstaunt, das er so zeitig aufstehen muss
und auch noch Essen für 2 Tage mitnehmen muss.
Black Friday
Nachdem sich die Verwandten wieder auf dem Weg nach Hause machten,
machte ich mich mit Rex Familie auf dem Weg zum Black Friday Shopping.
Der beginnt nämlich bereits am Thanksgiving Abend. Für die Familie war der Einkauf leider nicht sinnvoll.
Die gesuchte Apple Watch war bereits weg. Wir standen also für Milch, Eier, Saft und Jalapeños 40 min
an der Kasse.
Der Weg in den Wallmart war nicht einfach.
Wer braucht schon Lebensmittel, wenn Hollywood gute Filme produziert.
Ihr könnt die Kasse nicht sehen? Ich konnte sie auch erst nach 40 min sehen ;)
Alles in allem war es ein echt schönes Thanksgiving. Ich habe sogar noch zwei Dinge gelernt.
Der Sinn von Thanksgiving ist einzig und allein das viele Essen. Das wurde mir jedenfalls von
einigen Leuten so erklärt. Ich habe in der Schule also totalen Mist gelernt ;)
Und wenn der Amerikaner von einem Schneesturm spricht, dann heißt es lediglich, das es stark schneit.
Dabei muss nicht unbedingt Wind gehen.
Höfliche Distanz
Ich habe ja bereits geschrieben, das die Menschen in Utah sehr freundlich und höflich sind.
Trotzdem fällt es mir schwer, mit den Menschen hier in Kontakt zu kommen.
Diese Feststellung hat mich zu einigen philosophischen Gedanken über Freundlichkeit,
Höflichkeit und das Leben im Allgemeinen gebracht. Diese Gedanken wollte ich gerne mit euch teilen.
Tja das müsst ihr jetzt leider ertragen ;)
Was ist eigentlich Freundlichkeit? Wann ist man freundlich? Ist man freundlich, wenn man fragt,
wie es anderen Menschen geht? Ist man freundlich, wenn man Zeit mit anderen Menschen verbringt?
Ist man freundlich, wenn man jemand hilft, der Hilfe braucht? Ist man freundlich,
wenn man sich an die gesellschaftlichen Regeln der Höflichkeit hält? Oder ist man freundlich, wenn
man andere Menschen an seinem Leben teilhaben lässt?
Viele der hier aufgezählten Dinge treffen auf die meisten Menschen in Utah zu.
Ich werde immer wieder gefragt, wie es mir geht und wie mein Tag läuft.
Auf Arbeit wird mir häufig Hilfe angeboten. Wenn ich mal einer Person im Weg stehe,
dann entschuldigt sich meisten diese Person. Die meisten Menschen fragen mich, wie es mir geht
und wünschen mir eine gute Zeit. Und ich werde häufig gefragt, wie mein Wochenende war.
Ich werde allerdings selten eingeladen. Kaum jemand sagt zu mir:
“Ich habe am Wochenende dies und das vor, willst du vielleicht mitkommen?”
Kaum jemand kam zu mir und sagt:
“Hey du bist doch neu hier, kann ich dir mal die Gegend zeigen?”
Überhaupt scheinen die Menschen hier eher für sich zu bleiben.
Es gibt allerdings auch Leute, die mir Fragen der zweiten Kategorie stellen und die mich zu sich einladen.
Allerdings ist mir aufgefallen, das diese Leute eher nicht aus Utah kommen, sondern aus anderen Teilen
der USA. Ich habe das Gefühl, das Menschen hier, zwar sehr höflich, allerdings auch sehr distanziert
und zurückgezogen sind. Um ein Beispiel für diese Feststellung zu geben, möchte ich eine kurze Geschichte,
die sich in einer Bar in
Provo begeben hat, erzählen.
Ich komme in die Bar und setze mich zunächst alleine an die Theke.
Drei junge Leute kommen herein und setzten sich neben mich. Sie grüßen mich und fragen wie es mir geht.
Ich erwidere, dass mir gut gehe und frage sie, wo sie herkommen. Sie sagen aus einer Kleinstadt in der Nähe.
Dann bestellen sie einen Drink und setzten sich an einen Tisch.
10 min später kommt ein junges Paar in das Lokal. Sie setzen sich neben mich und fragen wie es geht.
Ich sage wieder das es gut geht und frage sie, wo sie herkommen. Sie kommen aus Denver und machen gerade
einen kleinen Trip durch die USA. Wir unterhalten uns ungefähr eine Stunde. Dann gehen sie.
Ich sitze wieder alleine an der Theke. In verschiedenen Abständen kommen Menschen, fragen kurz wie es geht,
holen ein Bier und gehen wieder. Irgendwann kommt ein Mann und setzt sich neben mich.
Es stellt sich heraus, das er neu in der Stadt ist und aus Illinois kommt. Später unterhalte ich mich,
dann doch noch mit einem Mann der direkt aus
Provo kommt.
So wie an diesem Abend geht es mir immer wieder. Ich treffe Menschen, die zwar sehr höflich sind,
die mich aber nicht wirklich Zeit mit mir verbringen wollen. Für mich als selbsternannten Hobby Philosoph,
stellte ich natürlich gleich die Frage, warum die Menschen hier eher distanziert sind. Und natürlich
habe ich auch eine gute Antwort darauf gefunden. Ich habe keine Ahnung, ob das eine realistische Antwort
oder totaler quatsch ist. Aber naja das ist ja auch egal.
Die meisten Menschen hier in Utah sind sehr auf die Familie ausgerichtet.
Nahezu alle meiner Arbeitskollegen, die in meinem Alter sind, sind bereits verheiratet und
die meisten haben Kinder. Natürlich benötigt man für dieses Lebensmodell sehr viel Zeit für die Familie.
Die Wochenenden und freien Zeiten sind also meistens mit Besuchen von Verwandten oder Zeit für die
Familie aus geplant. Zwar haben nicht alle Menschen eine große Familie, aber ich glaube, das die Menschen
trotzdem von dieser Lebensweise geprägt sind. Utah unterscheidet sich auf diesem Gebiet sehr stark von
Deutschland, wo die Menschen in meinem Alter eher auf Freundschaften,
die Karriere oder die Selbstfindung ausgerichtet ist.
Warum schreibe ich das eigentlich alles? Ich schreibe das aus 2 Gründen.
Erstens wollte ich euch auch an den Dingen teilnehmen lassen,
die in meinem Leben vielleicht nicht zu 100 % glatt laufen.
Ich wollte nie einen Blog machen, in dem ich so tue, als ist mein Leben zu nur Sonnenschein.
Zum anderen wird mir hier immer mehr bewusst, wie stark wir durch unsere Gesellschaft geprägt werden.
Und das hat auch gar nicht so viel mit der Religion zu tun, die der Menschen angehören. In Utah ist Familie
sehr wichtig, das trifft auf die meisten Menschen zu, egal ob sie religiös sind oder nicht. Die meisten
Menschen heiraten hier ziemlich jung, egal ob sie religiös sind oder nicht. Und viele Menschen sind
zwar sehr höflich, aber eben auch ein bisschen distanziert. Mich würde mal interessieren, was meine deutsche
Kultur ausmacht und durch was ich so geprägt bin. Falls ihr Ideen habt, dann könnt ihr mir ja mal schreiben.
Aber vielleicht interessiert euch das alles nicht wirklich. Das kann ich dann erstens nicht mehr ändern,
denn wer bis hier durchgehalten hat, der hat es ja jetzt eh gelesen und zweitens komme ich sehr gut mit eurem
Desinteresse klar;)
Geschichten aus dem Uberland
Wie bereits beschrieben habe ich in den ersten Wochen sehr häufig Uber nutzen
dürfen. Eigentlich war das sehr schön und ich habe viele interessante und auch lustige Gespräche gehabt.
Für die meisten Uberfahrer ist das ganze ein Zweitjob oder eine bezahlte Freizeitbeschäftigung.
So erinnere ich mich an einen Fahrer, der bereits in Rente war. Er weiß mit seiner Freizeit nichts anzufangen
und fährt deshalb Uber.
Die meisten Uberfahrer in Utah sind keine Weißen und kommen aus den verschiedensten Ländern der Welt.
Ich hatte schon Fahrer aus Sri Lanka, Jamaika Venezuela und Nepal. Die meisten Uberfahrer kommen aber aus Mexiko.
Ich will die Begebenheiten mit Uberfahrern
erzählen, die mir am meisten im Gedächtnis geblieben sind. Die Bilder in diesem Artikel, haben nichts mit den Texten
zu tun. Außer das, das eine oder andere Bild auf einer Uberfahrt
entstanden ist. Sie sollen nur die schöne Landschaft zeigen und dafür sorgen, dass der Beitrag nicht so langweilig
wird.
Patrick
Ein sehr interessanter Mensch war Patrick. Von ihm ließ ich mich in meiner ersten Woche,
nach der Arbeit zum Einkaufen fahren. Patrick kommt ursprünglich aus Seattle.
Er lebte einige Jahre in Kanada und spricht fließend französisch.
Es stellte sich heraus,
das er für eine Firma arbeitet, die etherische Öle herstellt. Für diese Firma wickelt er alle Geschäft
mit der französischsprachigen Welt, also hauptsächlich mit Kanada und Frankreich, ab. Er erklärte mir
auch ganz genau aus welchem Land die Firma welchen Rohstoff bezieht. Leider ist mir diese Liste entfallen,
wobei ich zugeben muss, das ich die meisten Vokabeln, für diese exquisiten Sachen, aus denen die
etherische Öle hergestellt werden nicht einmal kannte. Ich meine mich aber zu erinnern,
das Rosen aus Bulgarien dabei waren. Vielleicht war es aber auch Rumänien.
Und vielleicht waren es auch keine Rosen, sondern Orangen.
Wir sprachen dann noch eine ganze Weile über die Unterschiede zwischen Europa und den
USA und speziell zwischen Deutschland und Utah. Patrick überlegt einmal nach Frankreich oder Kanada zu ziehen.
Carlos
In meiner ersten Woche ließ ich mich eines Abends von Carlos nach dem Einkaufen abholen und in mein Airbnb fahren.
Es war gegen 18:00 Uhr und es begann dunkel zu werden. Carlos entpuppte sich als ein netter Mexikaner im Rentenalter.
Die meisten Mexikaner waren nicht an einer Konversation interessiert.
Vermutlich weil ihr Englisch nicht so gut ist.
Carlos war aber sehr begeistert meine
Fragen groß und breit zu beantworten. Leiter hatte auch er einen sehr starken Akzent,
so dass ich nicht immer alles verstand. Viel mehr Sorgen machten mir aber seine Augen.
Es war gerade dunkel geworden und von der Art und Weise, wie Carlos seinen Wagen durch die Straßen navigierte,
hatte ich nicht das Gefühl, dass er die Straße zu 100% erkennt. Und als wir durch eine Baustelle fuhren,
hatte ich ein bisschen Angst, das wir gleich eine der Baustellen Barke mitnehmen. Aber zum Schluss hat er mich doch sicher
nach Hause gefahren.
Ich hoffe das Carlos immer noch Menschen sicher durch das Utah Valley fährt.
Tony
Die vielleicht interessanteste Uberfahrt, hatte ich an meinem zweiten Wochenende.
Ich wollte in einen Vorort von Salt Lake City, um mir ein Auto anzuschauen. Also rief ich einen
Uber und Tony kam, um mich abzuholen. Nach einigen allgemeinen Gesprächen
übers Wetter und so weiter fragte ich ihn ob Uber fahren sein Hauptjob wäre. Er sagt, das
er eigentlich als Dokumentarfilmer arbeite. Ich fragte ihn, an welcher Art von Dokumentationen er arbeite.
Und auf einem Mal hatte ich das Gefühl bei Galileo Mystery zu sein und Aiman Abdallah neben mir sitzen zu haben.
Es stellte sich heraus, das Tony sich mit einer Gruppe beschäftigt, welche sich die ‘wahren Illuminaten’ nennen.
Diese Gruppe behauptet von sich, dass sie schon sehr lange existieren. Sie und nur sie allein kennen,
die wahre Geschichte der Menschheit. So behaupten sie auch die Weltreligionen begründet zu haben.
Sie behaupten unter anderem, die berühmten Qumranschriften,
welche unter anderem älteste Handschriften
biblischer Texte enthalten, geschrieben und in den Höhlen versteckt zu haben. Aber der
einzige Grund ihrer Existenz, ist es natürlich der Menschheit zu helfen und die Menschheit von allem Leiden
zu erlösen.
Diese geheime Gruppe hat sogar eine Partei gegründet, welche eine Art kommunistisches Utopia verspricht.
Falls von euch noch jemand Weihnachtsgeld braucht, diese Partei hat einen Plan ausgearbeitet, welcher
Armut in der Welt innerhalb von 7 Tagen beseitigen soll.
Kann man nachweisen, das dieser Plan nicht umsetzbar ist, dann bekommt man von der Gruppe 100.000 USD.
Ein kleiner Tipp für alle Interessierten unter euch, man kann Inflation nicht per Gesetz verbieten und man kann
niemand zwingen eine Währung zu akzeptieren ;)
Da wir in einen Stau gekommen waren habe ich alles über diese Gruppen gelernt. Der gute Tony war leider so tief
in der Materie, dass er sich wohl nicht mehr ganz sicher war,
ob diese Gruppe nicht vielleicht sogar die Wahrheit sagt. Tony hat übrigens deutsche Wurzeln.
Seine Großmutter ist nach Brasilien (Brasilien, nicht Argentinien ;) ausgewandert.
Und seine Eltern sind dann von Brasilien nach Utah gezogen.
Steven
Eine ganz interessante Uberfahrt hatte ich auch mit Steven. Steve holte mich von der Sozialversicherungsbehörde
ab und fuhr mich ins Büro.
Wenn ich den meisten Menschen hier erkläre, dass ich aus Sachsen komme, dann haben sie keine Ahnung wo das ist.
Nicht so Steven. Er meinte, Sachsen kennt er und er war auch schon einmal in Leipzig gewesen.
Überhaupt habe er die meisten Länder in Europa bereits besucht.
Als ich ihn fragt, wieso er so häufig in Europa war erklärte er mir, das er Neuromedizin studiert hatte.
Nach dem Studium hatte er an einigen internationalen Forschungsprojekten teilgenommen.
Die meisten waren in Europa. Später hatte er dann eine Firma gegründet.
Diese war erfolgreich und er verkaufte sie bald wieder. Durch den Verkauf der Firma konnte er mit 40 in Rente gehen. Wieso er dann Uber fahre, wollte ich wissen.
Naja das Leben ohne Arbeit ist ihm einfach zu langweilig. Er hatte auch schon überlegt wieder zu arbeiten,
aber wenn man schon mal Chef war, dann kann man nicht mehr für jemand arbeiten, da kommt man einfach nicht damit klar,
erklärt er mir.
Naja er wolle jetzt alle Länder der Welt bereisen. Auf allen Kontinenten war er bereits.
Aber Deutschland findet er besonders schön. Anfang der 2000er habe er in der Nähe von München gewohnt.
Da wäre er auch auf einigen Rave Festivals gewesen. Dabei habe er auch einige Drogen ausprobiert und das seine super Zeiten gewesen.
Ich frage ihn, warum er jetzt in so einer konservativen Gegend wie Utah Valley wohnt,
in der es kaum Möglichkeiten zum Party machen gibt. Er erklärt mir, das er in Salt Lake City wohnt,
da wo mehr los ist.
Er würde Partys, Alkohol und Frauen viel zu sehr lieben um in diese konservative Gegend zu ziehen.
Die spinnen, die Amis
Hier möchte ich mal einige Dinge aufzählen, die hier in Utah anders laufen als in Deutschland
und mit denen ich erst einmal zurechtkommen musste. Einige der festgestellten Besonderheiten
gelten wahrscheinlich für die gesamte USA. Die Überschrift ist allerdings nicht ganz fair,
da die meisten hier aufgelisteten Dinge eher typisch Utah sind.
Der gesunde Schlaf
Bevor ich von meinem Airbnb in mein Studentenwohnheim umgezogen bin, musste ich mich
natürlich um Bettzeug kümmern. Für mich war klar, das dieses Bettzeug aus Kissen, Decken mit den jeweiligen Bezug sowie einem Laken bestehen soll. Für die Amis ist das leider nicht so klar. Bettbezüge werden
hier eher selten genutzt. Stattdessen hat man eine Unterdecke und eine Oberdecke. Oder so etwas in der Art.
Jedenfalls eine dünne und eine dicke Decke. Bezüge werden für diese Decken nur sehr selten genutzt.
Der Ami wäscht anscheinend die gesamte Decke oder kauft sie neu.
Ich machte mich also auf den Weg um, das gewünschte zu kaufen. Leider konnte ich im Walmart nichts Passendes finden.
Mir wurde dann der Tipp gegeben zu Burlington zu fahren. Burlington ist eine Kette die Kleidung,
Schmuck und eben auch Bettsachen vertreibt. Mir wurde gesagt, ich hier Bettzeug finden würde, welches
meinen Ansprüchen genügt. Allerdings war die Filiale, die ich mir aussuchte eher klein und ich wurde auch hier nicht wirklich fündig. Da ich aber am nächsten Tag vom Airbnb in mein
Wohnheim umziehen wollte kaufte ich einfach Kissen und Decke ohne Bezug. Für eine Nacht
sollte das schon einmal gehen. Ich kaufte mir den Rest nach und nach zusammen. Naja um ehrlich zu sein, für meine Decke habe ich bis heute keinen Bezug.
Mir wurde geraten es demnächst mal bei den Schweden zu versuchen.
Die flüssige Nahrung
In Utah gehören die meisten Menschen der 'Kirche Jesus Christus der Heiligen der letzten Tage',
landläufig auch Mormonen genannt, an. Dieser Glaubensgemeinschaft ist unter anderem verboten Alkohol zu trinken.
Dieses Verbot nimmt auch auf die Gesetzgebung des Staates Utah einfluss. Zwar ist Alkohol hier nicht direkt
verboten, allerdings kann man Schnaps, Wiskey und anderen harten Alkohol nur in sogenannten
‘State Liquor and Wine Stores’ erwerben.
Diese haben auch noch sehr begrenzte Öffnungszeiten.
Also geöffnet ist so zwischen 10:00 und 11:00; ) Das aus Deutschland bekannte ‘Mal fix an der Tanke nachkaufen’
wird hier eher nichts.
Ein Liquor State Store in Orem.
Da mich die Sache interessierte habe ich mir mal einen dieser ‘Liquor State Stores’ angeschaut.
Als ich in den Laden kam stand mir erst einmal ein bewaffneter Sicherheitsmann gegenüber.
Er forderte mich höflich auf den Laden bitte nicht mit meinem Rucksack zu betreten.
Von innen sieht der Laden ein bisschen wie ein Deutscher Getränkemarkt aus.
Die Preise sind allerdings höher als in Deutschland.
Positiv vermerken konnte ich, das dieser Laden Franziskaner Weißbier führt.
Im normalen Supermarkt kann man also nur Bier kaufen.
Allerdings darf das Bier im Supermarkt nur max. 5.0% enthalten.
Seit 1. November, vorher hatte das Bier nur 3.2%. Naja immerhin hat der Staat
versucht sich auf meine Ankunft vorzubereiten. Es gibt dann noch ganz viele Gesetze
die regeln, wie viel und an wem Alkohol in Bars ausgeschenkt werden darf.
Ich lebe hier in
Orem. Diese Stadt besitzt mit der
UVU eine ziemlich große Uni.
Allerdings gibt es in der Stadt kaum Bars. Die meisten Restaurants sind hier wirklich
Restaurants und keine Bars. In meinem Studentenwohnheim warte ich immer noch auf die erste Studentenparty.
Jahrelang habe ich in Zwickau Bier Pong gespielt, um für meine erste College Party zu trainieren.
Und jetzt bin ich in einem Wohnheim,
in dem Alkoholverbot herrscht. Dabei ist es nicht so wie auf einer deutschen Klassenfahrt, wo
jeder zweite Schüler trotz Alkoholverbotes einen halben Kasten Bier mit hat, sondern die Regeln werden
hier größtenteils respektiert. Auch ich habe beschlossen die Regeln zu respektieren. Mein letztes Bier war
somit ein Heineken im Flugzeug.
Ein Auszug aus den Regeln meines Wohnheims.
Feiertag?
In Deutschland ist es ja so, wenn Feiertag ist, dann ist Feiertag. Und wenn kein Feiertag ist,
dann wird gearbeitet. In den USA gibt es aber so etwas wie den ‘Veterans Day’. Also den Tag der Veteranen.
Das ist ein Feiertag. Aber auch kein richtiger. Also normale Angestellte müssen auf Arbeit.
Aber alle Menschen, die bei der Regierung angestellt sind, dürfen zu Hause bleiben.
Alle öffentlichen Gebäude bleiben geschlossen. Also jetzt auch nicht alle.
Also Universitäten haben geöffnet und Schulen auch. Aber auch nicht alle Schulen.
Naja am besten ist es, wenn man einfach früh auf Arbeit oder zur Schule geht.
Man wird dann schon merken, ob man richtig ist oder ob man hätte ausschlafen können.
Ganz blöd ist es natürlich, wenn man zum ‘Veterans Day’ auf das Amt geht, um seine
Sozialversicherungsnummer zu beantragen und nach 15 min feststellt, dass Feiertag ist.
Das soll wohl dem einen oder anderen so gegangen sein.
Die Sozialversicherungsbehörde in
Provo,
vor der am Veterans Day einige Unwissende warteten
Das sind jetzt nur die Dinge, die mir in den ersten Tagen aufgefallen sind.
Ich könnte mir vorstellen, das die Rubrik noch wächst und einigen Fortsetzungen erfährt.
Wie Zuhause?
Hier will ich eine kurze Zusammenfassung meiner ersten Tage in Utah geben.
Was sich auf dem Flug alles ereignet hat, will ich hier nicht weiter berichten.
Wobei es da auch die eine oder andere lustige Anekdote zu erzählen gibt.
Angefangen von den drei Jungs aus Nürnberg, die ich im Flughafen Hotel kennenlernte und
die für 3 Wochen nach Neuseeland wollte. Diese Reise begannen sie damit, indem sie sich an
frühere gemeinsame Erlebnisse erinnerten. Oder zumindest an das, was sie noch wussten, den in
ihren Geschichten spielte der Alkohol eine nicht ganz kleine Rolle. Oder von der Familie aus Mittweida,
die ich auf dem Flug von Frankfurt nach New York kennenlernte. Das sie aus Mittweida sind erkannte ich
recht schnell an dem T-Shirt mit dem Aufdruck: “Trinksport Mittweida”. Auch das ich während des Fluges
emotional fast fertig war, weil ich Angst hatte meinen Anschlussflug zu verpassen, möchte ich nicht
näher ausführen. Wichtig ist nur, das ich schließlich gut in Utah angekommen bin.
Im Anflug auf Salt Lake City
Die Gegend um
Pleseant Grove, wo sich mein Büro befindet, ist landschaftlich sehr schön und unglaublich weitläufig.
Egal in welche Richtung man schaut, man sieht immer Berge.
Im Prinzip besteht die ganze Gegend aus verschiedenen Siedlungen.
Zwischen den Siedlungen kommt lange nichts und dann irgendwann kommt die nächste Siedlung.
Die Region ist stark wachsend, viele der Siedlungen sind erst in den letzten 5 Jahren entstanden.
Auch die Gegend in der ich mein Airbnb für die erste Woche habe, besteht aus neuen Häusern.
Leider halten die öffentlichen Verkehrsmittel mit dieser Entwicklung nicht Schritt.
Ich gebe also das meiste meines Geldes für Uber aus.
Die Straße in der mein Airbnb ist
Am Samstag wollte ich mir die Gegend, in der meine Arbeitsstelle liegt näher anschauen.
Als ich mit dem Uber hinfuhr und über den Preis nachdachte, fasste ich den Entschluss,
das es aus Preisgründen heute bei dieser Fahrt und natürlich der Rückfahrt bleiben wird.
Ich stellte schnell fest, das die Gegend hauptsächlich aus Familienhäusern bestand.
Ich wanderte also stundenlang von einer Straße mit Familienhäusern zur nächsten Straße mit Familienhäusern.
Das ganze erinnerte mich ein bisschen an die Sonntagsnachmittags Spaziergänge mit meinen Eltern.
Na gut da hätte ich ja gleich im Vogtland oder Erzgebirge bleiben können.
Was hier besonders ausfällt, ist das die Menschen sind hier sehr freundlich.
Zuerst dachte ich noch das ich auf eine hübsche Joggerin einen besonderen Eindruck gemacht habe,
weil sie mir so nett zu winkt. Aber schnell habe ich gemerkt, das machen hier eigentlich alle.
Das ist auch die positive Seite am Uber fahren, man wid meistens super unterhalten.
Also freundliche Menschen und schöne Landschaft. Vielleicht ist Utahvalley einfach ein Upgrade
zum Vogtland/Erzgebirge ;)
Das Lied von Bürokratie und Visum
Bevor ich mit meinem Abenteuer in der USA starten konnte, durfte ich noch sehr viel über die Hürden der deutschen Bürokratie
und die Tücken eines Visumsantrags lernen. So war nicht der geplante 09.09.2019 der Beginn meiner Arbeit in den USA sondern der 04.11.2019.
Da stellen sich natürlich die Fragen. “Woran hat es gelegen?” und “Wie konnte es soweit kommen?”
Ich möchte die genauen Gründe hier nicht aufzählen (Bei Fragen könnt ihr mir gerne Fanpost senden ;).
Stattdessen möchte ich zwei kurze Geschichten als Beispiel meines Leidens berichten.
Der Internationale Führerschein
Ein schönes Beispiel für meine Freuden mit der Bürokratie war mein internationaler Führerschein. Ein Kumpel hatte mir gesagt: “Das ist alles ganz einfach.
Du gehst in Zwickau auf den ‘Bürgerservice des Landratsamtes Zwickau’ und nach max. 30 min gehst du mit
dem internationalen Führerschein wieder raus.” Ich habe mich also sehr motiviert auf das besagte Amt begeben.
Gut das ich in die falsche Tür ging und eine Stunde auf der Zulassungsstelle verbrachte, dafür kann und will
ich niemand anderem die Schuld geben.
Nachdem ich diesen kleinen Fehler bemerkt hatte, ging ich also eine Tür weiter und war richtig. Da es keine Warteschlange gab,
dachte ich, das ich nach 5 min fertig bin. Ich stellte mich also an und brachte mein Anliegen vor.
Daraufhin antwortete die Dame: “Also ihr Führerschein wurde im Erzgebirge ausgestellt.
Da müssen sie auch dort auf die Führerscheinstelle gehen.”
Ja es dauert maximal 30 min…
Ich machte mich also zum nächst möglichen Termin auf den Weg zur Führerscheinstelle in Aue.
Dort war ich nach 2 min dran. Und bekam die Antwort: “Ja sie wohnen ja aber in Zwickau. Sie sind hier falsch!!”
Ich versuchte der guten Dame zu erklären, das ich in Zwickau bereits war. Nach einigem hin und her erklärte mir die gute Frau,
dass sie den internationalen Führerschein ausstellen kann, dass ich ihn mir allerdings erst in einer Woche abholen kann.
Da man in Zwickau das Dokument sofort mitnehmen kann, so man es denn bekommt, entschloss ich mich, es 2 Tage später nochmal
in Zwickau zu versuchen.
Also ging ich wieder nach Zwickau zum ‘Bürgerservice des Landratsamtes’.
Den Weg kannte ich ja bereits und ich wartete diesmal auch nicht vor dem falschen Zimmer.
Wieder war ich sehr schnell dran. Und wieder wurde mir gesagt, das meine Daten nicht vorliegen und das ich auf die
Führerscheinstelle ins Erzgebirge gehen müsste. Ich erklärte der guten Dame also meine Situation und sagt ihr, das ich bereits in Aue war.
Nach einigem gutem Zureden rief in Glauchau an. Dort befindet sich die Führerscheinstelle des Landkreis Zwickau.
Zwickau selbst hat nur eine Außenstelle. Klingt komisch, ist aber so.
Jedenfalls konnten die netten Kollegen aus Glauchau meine Daten senden und ich hatte nach wenigen Minuten den
internationalen Führerschein. So wurden aus max. 30 min, doch immerhin 3 Termine auf 2 verschiedenen Ämtern.
Der Besuch auf der Botschaft
Wenn man ein Visum möchte, kommt man um einen Botschaftsbesuch nicht herum.
Nachdem alle wichtigen Dokumente vorbereitet waren, erhielt ich irgendwann die Nachricht, das ich einen Termin auf der US-Botschaft in
Berlin ausmachen kann. Ich setzte mich also an den Computer, um einen Termin auszumachen. Natürlich musste ich erst ein langes
Onlineformular ausfüllen, in dem ich angab, das ich weder Prostitution betreiben, noch mich am Menschenhandel beteiligen,
noch einen Anschlag verüben will. So wurde aus 20 min Termin vereinbaren mal eben fast 2 Stunden Formular ausfüllen.
Aber am Ende bekam ich meinen Termin.
Also machte ich mich eine Woche später auf den Weg nach Berlin.
Ich wurde vorher von einem Freund darauf hingewiesen, dass elektronische Geräte nicht mit in das Gebäude genommen werden können
und das es von Seiten der Botschaft auch keine Möglichkeit der Aufbewahrung gibt.
Deshalb war meine Sorge auf der gesamten Fahrt, was ich in Berlin mit meinem Handy machen sollte.
Am Bahnhof einschließen war wohl die einfachste und naheliegendste Antwort. Deshalb fragte ich direkt nach meiner Ankunft am Südkreuz,
ob es an allen S-Bahnhöfen Schließfächer gibt. “Leider nur an Bahnhöfen, an denen Fernverkehrszüge verkehren”, antwortete
die nette Mitarbeiterin der Bahn.
Ich hatte noch zwei Stunden bis zu meinem Termin. Also schnell zur Botschaft fahren, den
Weg merken, zurückfahren, das Handy wegschließen und wieder zur Botschaft fahren. Als ich in der S-Bahnstation war, die
der Botschaft am nächsten ist und die verbleibende Zeit überschlug, merkte ich, dass ich es unmöglich rechtzeitig schaffen würde.
Deshalb beschloss ich den Weg zur Botschaft nicht nochmal abzugehen, sondern einfach schnell zurück zum Südkreuz zu fahren.
Auf dem Weg zum Südkreuz wurde mir klar, das ich auch nicht die Zeit hatte mein Handy einzuschließen.
Deshalb stieg ich einfach an einer S-Bahnstation aus und fragte in einem kleinen Laden auf dem Bahnhof nach,
ob sie mein Handy aufbewahren könnten. Das war kein Problem und ich machte mich mit viel Vertrauen
auf die gute Verkäuferin wieder auf den Weg zur Botschaft.
Unterwegs fragte ich immer wieder Passanten nach der Uhrzeit. Als ich an der Botschaft ankam, lag ich gut in der Zeit.
Allerdings erklärte mir der Sicherheitsbeamte, dass ich mit meinem Rucksack nicht in die Botschaft dürfte.
Ich war der Meinung, dass ich das auf der Website der Botschaft ein bisschen anders gelesen hatte und erklärte ihm das auch.
Das half mir natürlich nicht weiter. Er meinte, ich könnte meinen Rucksack ja vielleicht in mein Auto legen.
Ich erklärte ihm freundlich das ich allein und ohne Auto hier bin und es für mich keine Möglichkeit gibt
den Rucksack verschwinden zu lassen. Daraufhin sagte er:” Na das ist überhaupt kein Problem.
Sie gehen einfach in das Cafe dort drüben und geben ihren Rucksack ab.” Ich ging also schnell in das Cafe und trug mein Anliegen vor.
Hier merkte ich dass, das Cafe einen zweiten Geschäftszweig aufgebaut hatte. Dieser bestand darin Taschen von Botschaftsbesuchern
gegen ein Trinkgeld aufzubewahren. Sie waren so gut organisiert, dass ich eine Papiermarke für meinen Rucksack bekam.
So konnte ich endlich doch in die Botschaft. Was in der Botschaft passierte bleibt auch in der Botschaft und darf bestimmt auch
aus Datenschutzgründen nicht erzählt werden.
Mein Visum wurde bewilligt, ich bekam meinen Rucksack und sogar mein Handy zurück. Der Tag war somit ein richtiger Erfolg.
Besonders dankbar bin ich immer noch dem Wiener Cafe, für das Aufbewahren meines Rucksacks. Ich hätte hier auch gerne ein
Bild von dem Cafe angefügt, aber aus bereits bekannten Gründen, hatte ich mein Handy nicht zur Hand.
Was ich mir aus dem ganzen Zirkus mitnehme? Ich bin jetzt sehr entspannt geworden was Behördengänge betrifft.
Früher war das für mich ein Problem und wenn etwas nicht funktioniert hat, dann konnte ich mich ziemlich aufregen.
Aber wenn man 2 Monate mit Behörden kämpft, dann wird man entspannt und gewöhnt sich an Niederlagen.
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